Die Geschichte der Flößerei in den Karpaten

Die Geschichte der Flößerei auf den ukrainischen Flüssen in den Karpaten geht in die Mitte des 19 Jahrhunderts zurück. Für diese Ziele baute die österreich-ungarische Regierung mit der finanziellen Unterstützung von den Sponsoren auf dem Weißen und auf dem Schwarzen Tscheremosch die Wehre, die den Zufluss oder Abfluss eines Gewässers regulierten. Durch das Wehr floss das Wasser in das Flussbett, der Wasserstand stieg und die Baumstämme wurden über die Flüsse bewegt. Man bremste und hielt sie neben dem Fluss Kut (sogenanntes „Gitter“), dann band man sie zusammen um das Floß von denen zu bauen. Die Huzulen nannten diese Flöße „Daraba“ und flößten sie in die Bukowina.

Die Geschichte der Flößerei in den Karpaten

Am Anfang des 20. Jahrhunderts baute man im oberen Teil des Schwarzen und des Weißen Tscheremosches die künstlichen großen Stauseen, wo man die Scheithölzer sammelte. Diese Stauseen waren sehr praktisch, weil der Wasserstand in diesen Seen auf die regulierende kurze Zeit stieg und genau in dieser Zeit flößte man ruhig die Flüsse auf dem Fluss runter. Zuvor musste man noch das Flussbett und die Ufer vorbereiten – man musste die Steine von dort wegräumen. Von dieser Zeit flößte man die Scheithölzer auf den tiefsten karpatischen Flüssen nur mit Hilfe der zusammengebundenen Flöße. Das war ein großer Flussweg, der über 200 Kilometer lang war.

Die Geschichte der Flößerei in den Karpaten

Die Effektivität der Flößerei war vor allem von den beruflichen Kompetenzen des Flößers, den Huzulen „Kermanytsch“ (Steuermann) nannten, abhängig. Der Steuermann müsste perfekt jede Flusskurve kennen, fast jeden Stein auf dem Weg und natürlich – er müsste sehr mutig sein.

Iwan Zelentschuk (der Mitarbeiter des Instituts der Ukrainistik von Werchowyna) berichtet:
„Früher war es so: der junge Flößer musste 3 Jahre die Erfahrung sammeln, um später eigene Brigade zu leiten. Sonst geht es nicht. Nicht jeder hat es geschafft. Man musste sehr schlau sein…

Die Bäume in den Karpaten sind sehr hoch: zu mindestens 10 Meter hoch, oder einige Bäume erreichen 11 Meter. Man muss sehr professionell sein um solche Baumstämme über die Flüsse bewegen zu können. Man muss es zu dritt machen. Man musste die Baumstämme richtig einordnen: das Oberteil des Baumstammes muss in der Richtung der Bewegung liegen und nur dann das Hinterteil des Baumstammes, weil es zu breit ist und es stört bei der Transportierung. Man muss alles zusammen machen, gleichzeitig steuern, sonst klappt es nicht. Außerdem müssen die Steuermänner sehr kräftig sein und sehr gut aufpassen, um die Steine zu vermeiden“.

Die Geschichte der Flößerei in den Karpaten

Falls die Floßhölzer irgendwo wegen eines Hindernisses bremsten, dann bildeten sie einen Stau, den Huzulen „Staudamm“ nannten und alles verzögerte sich. Die nächsten Flöße stießen mit den ersten Flößen wegen eines Staus zusammen. Falls es der Fall war, dann musste man diese Flöße von ein paar Tagen bis ein paar Wochen sie wegzuräumen und wieder zusammenbinden.

Sehr komplizierte Flößerei auf dem Weißen und auf dem Schwarzen Tscheremosch zu der ihren Mündung in Pruth dauerte im besten Fall mindestens 2 Tage, aber die kurzen Wege könnte man in 1 Tag schaffen. Alles war in ständiger Bewegung, ohne Halte für die Mittags-oder Raucherpause und alles war in ständiger Spannung. Der Daraba (das Floß) band man mit den 2 Stufen von den Scheithölzern. Die untere Stufe des Floßes begegnete die Steine, die im Fluss waren und dadurch verloren sie ihre Volumen. Manchmal blieb nach der Flößerei nur die Hälfte des Durchmessers von den unteren Scheithölzer des Floßes. Wegen der billigen Arbeitskraft lohnte es sich. Diese Tätigkeit brachte den großen Gewinn für die Unternehmer und später (in der Zeit der Sowjetunion) – für das staatliche Budget. Die Flößer bekamen nur den Ruhm, manchmal postum, weil es sehr selten war, dass in einem Jahr keinen Unfall passierte und kein Opfer starb.

Die Geschichte der Flößerei in den Karpaten

Das letzte Mal war die Flößerei auf dem Schwarzen Tscheremosch im Jahr 1968, und auf dem Weißen Tscheremosch – im Jahr 1969. Nach den 60er Jahren verschwand die Flößerei. Das stark gewachsene Eisenbahnnetz ermöglichte nun einen schnellen Holztransport – auch an Orte, die nicht an einem für Flößerei geeigneten Fließgewässer lagen.

Wieso hörte man mit der Flößerei auf?

Es gab keine Wälder, die man erreichen konnte. Man holzte sie ab.
Und:

  • Die Flöße schädigten den Fischzucht. Nach einer Flößerei konnte man sehr viel toten Fische finden.
  • Die Scheithölzer begegneten den Steinen, die im Fluss waren und dadurch verloren sie ihre Volumen. Die Floßhölzer nahmen große Menge von Flüssigkeit und man musste sie lange Zeit trocknen lassen.

Dmytro Mogoruk (geb. 1937, ehemaliger Flößer und Steuermann, wohnt im Dorf Nyzhnja Dsembronja) erzählt:

„Auf dem Schwarzen Tscheremosch flößte man die Baumstämme bis 1968, auf dem Weißen Tscheremosch – auf 2 Jahre länger.

Man flößte bis Juni 1968. Es gab keinen Wald, man konnte hier kein Holz finden. Das letzte Mal wurden über den Fluss Lustunez bis den Weißen Tscheremosch geflößt. Es gab eine Flößerei auf dem Weißen Tscheremosch bis Putylow, aber ich wollte das nicht mehr machen. Ich begann bei der Holzerei zu arbeiten, aber auch nicht lange – nur 2 Jahre.

Es war sehr schwierig. Ich möchte sagen, schwierig als die Flößerei in den Karpaten ist nur die Zauberei“.