Huzulen, Bojken und Lemken

Huzulen, Bojken und Lemken

In den Bergregionen Karpaten leben die ethnischen Gruppen der Huzulen und Bojken. Von den anderen Bevölkerungsgruppen unterscheiden sich Huzulen und Bojken vor allem bezüglich Kleidung und den handwerklichen Erzeugnissen wie Schnitzereien und Stickereien. Seit alters her waren auch die Lemken in den Ukrainischen Karpaten ansässig, und zwar auf den Abhängen von den Niederen Beskiden, die heute zu Polen, der Slowakei und der Ukraine gehören.

Das Bergvolk der Huzulen Die Huzulen sind in den östlichen Waldkarpaten, also in den Bergregionen von Iwano-Frankiwsk, Tscherniwzi und Transkarpatien, aber auch im südlich angrenzenden Rumänien wohnhaft. Die Herkunft der Bezeichnung «Huzulen» ist nicht eindeutig geklärt. Eine verbreitete Erklärungsvariante ist die Ableitung vom Wort «kocˇuly», das sich über hoculy u huculy wandelte. Das Wort «kočuly» stand für Nomade und bezog sich auf Menschen, die vor den Mongolen in die Karpaten flüchteten. Es existieren aber noch zahlreiche weitere Erklärungen. Die Huzulen lebten von der Viehzucht und betätigten sich auch in der Holzflösserei. Für die Wanderungen zwischen den Dauersiedlungen und den Hochweiden züchteten sie kleine, zähe Pferde, die ebenfalls unter dem Namen Huzulen bekannt sind. Der Alltag auf der Alp sowie der Auf- und Abtrieb des Viehs wurde von der Trembita, einem Blasinstrument, das mit dem Alphorn verwandt ist, begleitet. Eine Besonderheit ihrer Wohntraditionen war die sogenannte Hraschda: das Wohnhaus und die Ökonomiegebäude wurden in einem geschlossenen Geviert unmittelbar um den Innenhof gebaut.

Lokale Aufstände

Die Huzulen stellten Ende des 19. Jahrhunderts zusammen mit den Ukrainern – die auch oft unter dem Namen Ruthenen auftraten – in den Bergdörfern den grössten Anteil der Bevölkerung. Zwischen 1880 und 1910 kam es zu einer Massenauswanderung von Huzulen nach Übersee, da sie unter den Repressionen der Grundbesitzer litten und in sehr schlechten wirtschaftlichen Verhältnissen lebten. Durch die Geschichte der Huzulen ziehen sich verschiedene lokale Aufstände. So entstand 1918 in Jasinja für eine kurze Zeit eine Huzulen- Republik. Die Huzulen wehrten sich gegen die Machtübernahme durch die Ungarn. Unterstützt wurden sie von Ukrainern aus Galizien und gemeinsam zogen die beiden Gruppen nach Süden zu den wichtigen Salzminen im rumänischen Slatina. Die rumänische Armee schlug die Huzulen in einem heftigen Kampf nieder und eroberte 1919 Jasinja, was gleichzeitig das Ende der Huzulen-Republik bedeutete.

Der Einfluss der Bojken

Der Begriff Bojken taucht e rstmals im 18. Jahrhundert in der wissenschaftlichen Literatur auf. Die Bojken besiedelten haupt- sächlich die Berggebiete der mittleren Waldkarpaten (Oblaste Lwiw, Iwano-Frankiwsk und Transkarpatien). Sie betrieben Viehzucht, Forst- und Landwirtschaft. Um Heu und Stroh aufbewahren zu können, entwickelten die Bojken die Oborih, eine Konstruktion aus senkrecht stehenden meterlangen Stangen mit einem beweglichen Dach aus Schindeln oder Stroh. Diese Konstruktionen waren in verschiedenen Ausprägungen bis nach Böhmen verbreitet und prägen auch das heutige Landschaftsbild der Westukraine.