Kontinuität der huzulischen Weihnachten

Wenn es schneit, fühlt Huzul Weihnachten. Von der ersten Schneeflocke beginnt ein Weihnachtslied Koljada im Kopf zu klingen, und im Mund fühlt man Geschmack von Kutja. Aber die Vorbereitung für diesen in den Bergen am meisten kultivierten Feiertag beginnt jedoch schon lange bisher. Oder ist überhaupt kontinuierlich.

Nach Lichtmess verlassen die Koljada-Sänger alle Musikinstrumente (Trembitas, Hörne), die ihnen während der Koljada Zeit gedient haben, im letzten Haus, dessen Herr weiß schon, dass im nächsten Jahr Koljada von seinem Haus beginnen wird, so muss er das Festmahl, sogenanntes „Baj“ vorbereiten. Und wenn man den üblichen Huzul fragt, was „Baj“ ist, dann sagt er ohne zu zögern – ein Festmahl. Natürlich muss der Tisch reich gedeckt werden, obwohl das Wesen von Baj nicht in dem Verzehr von Lebensmitteln oder Alkohol liegt. Das Wesen liegt in Atmosphäre, die Koljada-Sänger schaffen. Das ist, zu einem gewissen Grad, etwas, dass Belustigung und Ritual verbindet. Wenn der Hausherr weiß, dass nächstes Weihnachten Koljada von seinem Haus beginnen wird, denkt er daran, um gutes Festmahl vorzubereiten, weil man nicht viel isst, merkt man sich aber alle Gerichte und Getränke an. Jeder Hausherr bemüht sich die besseren Speisen einzusetzen.
Wenn wir über die genauen Zeitrahmen sprechen, so beginnt die Vorbereitung für die Winterfeste mit den ersten Pilzen (irgendwann Anfang Juni). Pilze sind dringend erforderlich, um die Suppe für das heilige Abendmahl zu bereiten. Und es ist gut, wenn die Pilze in der Sonne getrocknet werden, anstatt auf dem Herd oder im Ofen, weil die Sonne die Wärme vom Gott ist.

Früher hat man Mohn selbst angepflanzt, jetzt kann man ihn auf dem Markt kaufen. Allerdings beginnt die Haupttätigkeit im Herbst, wenn man sich nicht nur für Weihnachten, sondern auch für den ganzen Winter vorbereitet. Im Winter tut Huzul kaum etwas, nur futtert das Vieh und bringt Feuerholz in das Haus. Aber im Herbst arbeitet Huzul schwer. Mann muss Kartoffeln graben, Nüsse sammeln und Äpfel ein paar Tage reißen. Am Heiligabend kocht man Kompott aus getrockneten Äpfeln, so genanntes „War“. Obst wird auch in der Sonne oder in speziellen Holzkonstruktionen getrocknet.

Karpatischer hausgebrannter Schnaps

Ein paar Wochen vor den Feiertagen macht jeder Gazda (Hausherr) das Sauer für hausgebrannten Schnaps. Das einfachste Rezept: 5 kg Zucker und 0,5 kg Hefe gießt man mit warmem Wasser und lässt man in einem warmen Ort um zu gären. In zwei oder drei Wochen erreicht Mischung die Kondition und wird süßlich, dann kann man fünf Liter des Schnapses erhalten. Damit Schnaps seine Festigkeit nicht verliert, muss man die Proportion behalten d. h. aus 5 kg. Zucker erhält man 5 Liter Schnaps. Um Geschmack zu verbessern, kann man zu dem Sauer Orangenschale oder Zitrone zugeben. Huzulen fertigen auch Schnaps aus Früchten (Birnen, Pflaumen, Kirschen) ab, dann kann man manchmal unerwartete Geschmacksergebnisse erreichen. In der Tat, liegt das Wesen der Schnapsabfertigung gerade in Experimentierung, und sicherlich nicht im Verbrauch.

Wenn gibt es Schnaps, dann braucht man Bissen. Was kann mehr wohlschmeckend als Schweinefleisch sein? Vor dem Fest des Heiligen Nikolaus metzelt man die Schweine. Der Schweinspeck wird von den Haut und dem Fleisch abgetrennt, in Stücke geteilt, mit Salz großzügig überschüttet und zur Erhaltung im Holzfass schichtet. Man nimmt das Fleisch von den Knochen ab und teilt es in viele Stücke. Die Frauen waschen Därmen für Wurst, und zum Abendessen werden Nachbarn eingeladen um Bratfleisch zu kosten. Am nächsten Tag werden verschiedene Pasteten und Schmalzfleisch konserviert, und am dritten Tag stellt man einen Räucherofen in der Nähe des Hauses, zündet ein leichtes Feuer an und räuchert Speck, Schinken, Würstchen nämlich Speise für den Weihnachtstisch.

Weihnachten ergreift mit der Spannung und gleichzeitig mit Meditationsrhytmus der Weihnachtslieder, die manchmal eine halbe Stunde oder länger dauern. Es ist also nicht nur Spaß – zu gehen und Weihnachtslieder zu singen – und ziemlich harte Arbeit. Daher erstreckt sich der Vorgang auf den gesamten Winterfeiertagen – von Weihnachten bis Lichtmess. Huzulen Koljada dringt in die Seele und bleibt dort für immer, auch wenn es nur ein einziges Mal gehört ist.