Wirtshaus in den Karpaten

„In den Wirtshäusern sowohl schloss man die Verträge als auch kämpften“.

„In den Dörfern hatten die Menschen zwei Orte, in denen sie sich trafen nämlich in der Kirche und im Wirtshaus. Die Hausherren tranken, Karten spielten, kämpften und verloren das Eigentum in den Wirtshäusern. Die schrecklichsten Dinge in aller Welt wurden in den Wirtshäusern getan“ – erzählten die alten Menschen von der Bukowyna.

In fast allen Dörfern der Bukowyna waren die Wirtshäuser, und in einigen gab es mehr als 10. Insgesamt gab es im Jahre 1900 in der Region fast zweieinhalb Tausend Wirthäuser, 1909 gab es 2861 Wirtshäuser. In den Wirtshäusern trafen die Hausherren um Gespräche zu führen, sie schlossen die mündlichen Verträge für den Verkauf von Grundstücken, Besitzen und Vieh. Auch die Hausherren konnten bei einem Glas von Schnaps über die Hochzeit ihrer Kinder vereinbaren. Nach jeder Vereinbarung schüttelten sie die Hände vor Zeugen und tranken das Geschenke (sogenanntes “Mogorytsch“)

„…Am Huzulen Tanz, der nur neben dem Wirtshaus stattfand, sammelte das ganze Dorf zusammen. Dorthin kam man, um zu besprechen, welcher Junge wie oft ein Mädchen zu tanzen bat, um das Geschenke für einen guten Handel oder Ernte zu trinken“ – schrieb der Forscher von Huzulschtschyna Wolodymyr Schuchewytsch.

„Es gab regelmäßige und ständige Trinker“

– Das Wirtshaus sah einfach aus – es war ein einfaches Dorfhaus mit einem Saal für Besucher und dem Ladentisch. Der Wirtshausherr befand sich in einem mit dem Holzgatter abgetrennten Raum, um während der Kämpfe sich zu zudecken, und schon nach einem Streit friedlich einen Schadensersatz zu verlangen.

Die traditionellen Getränke waren Schnaps, Wein und Bier. In einigen Wirtshäusern schlug man Rum vor. In der rumänischen Periode konnte man Mineralwasser, Limonade schmecken. Ein alter Bewohner aus Schyliwzi von dem Chotyn Bezirk Vasyl Tschelebij sagte, dass man in seinem Dorf Schnaps und Wein aus Moldawien kaufen konnte. Eine Liter-Flasche von Schnaps kostete 40 Lei.

– Man verkaufte in den Wirtshäusern auch Tabak, – sagte Wolodymyr Kodra. – ein Pack von Tabak kostete 6 Lei und es war verboten selbst Tabak zu pflanzen. „Wenn man zwei oder drei Büsche von Tabak fand, konnte man die Kuh abnehmen“ – sagte der Großvater. Zu Tabak brauchte man Streichhölzer. Ein Streichholz kostete 2 Lei, 10 Streichhölzer – 20 Lei, dieses Geld konnte man während eines Arbeitstages auf dem Maisfeld verdienen.

„In rumänischen Zeiten kämpfte man in den Wirtshäusern oft, es gab regelmäßige und ständige Trinker. Im Dorf gab es etwa 10 Personen. Die Frauen gingen zu den Wirtshäusern nicht, selten passierte es, dass sie ein bisschen stolperten….“

Es gab sogar zweistöckige Wirtshäuser

In den meisten Wirtshäusern in der Bukowina wurde ein Imbiss nicht eingereicht, man konnte hier nur trinken. Das Essen nahmen die Hausherren mit oder ihre Frauen brachten es ihnen.

– In den Wirtshäusern trieb man Wucher. Die alten Bewohner erzählten, dass es 1930-1940 im Dorf Malynzi des Chotyn Bezirks ein paar Wirtshäuser gab. Eines von ihnen gehörte dem jüdischen Besitzer, der oft für Schulden die Grundstücke und Besitze von den Menschen abnahm. Die Prozente auf seiner Geldanleihe waren sehr hoch, und die Menschen waren nicht in der Lage zu zahlen.

– Im Dorf Moschynez des Kelmenez Bezirks gab es bis fünf Wirtshäuser und zwei Bänke (Geschäfte). Eines der Wirtshäuser hatte ein Gasthof. Man konnte hier Pferde wechseln, eine Lastfuhre richten. Das Gebäude hatte zwei Stöcke. Im ersten Stock war das Wirtshaus, im zweiten konnte man die Nacht verbringen. Das Wirtshaus gehörte den Brüdern Rusnak …

Interessante Fakte über den Wirtshäusern in den Karpaten

  • In der Bukowina in den Jahren 1880-1890 bestand der Alkoholkonsum pro Person im Jahresdurchschnitt 5,2-5,3 Liter reinen Alkohols.
  • 1885 begann man Schnaps „zum Mitnehmen“ mit den Eimern zu verkaufen. Die Firmenflasche wurde 1894 patentiert.
  • In den Jahren 1906-1909 verkaufte die Bevölkerung des Landes Schnaps auf 8,5 Millionen Kronen, Bier auf 3,0 Millionen, Wein auf 3,5 Millionen jährlich. Insgesamt 15 Millionen Kronen.
  • In dem kleinen Dorf Ust-Putyla (779 Einwohner) gab es im Jahr 1910 13 Wirthäuser.

Erinnerungen des Wirtshausbesitzers

„Ich hatte ein Wirtshaus. Dann trank man nicht wie jetzt. Die Dösen von Schnaps waren von 10 bis25 Gramm. Solche, die 25 Gramm hatte, wurde in rumänischen Zeiten „bolschewik“ genannt. Wer trank sie auf einmal, wurde im Dorf für den letzten Trinker gehalten. Zwei oder drei Männer nahmen ein Viertel und einen Krug von Bier pro Person. Der Krug hatte 250 Gramm. Man saß durch die Nacht. Man sprach, sang … Kegel spielte…“